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Dieses Thema hat 41 Antworten
und wurde 2.517 mal aufgerufen
 Reinhards elektrisches Forum
Seiten 1 | 2 | 3
Zenzi Offline




Beiträge: 705

23.10.2009 17:00
Drehbuch Antworten

BIN ICH SCHÖN ?
Drehbuch für einen Spielfilm
von
Doris Dörrie
Rolf Basedow
Ruth Stadler
3. Fassung vom Juli 1997
ã 1997
Constantin Film Produktion GmbH
Kaiserstraße 39
80801 München
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2
PERSONEN
1. LINDA, 22 Jahre
2. FRANZISKA, 29 Jahre
3. RITA, 45 Jahre
4. FRED, 45 Jahre
5. ELKE, 30 Jahre
6. VERA, 25 Jahre
7. JUAN, 70 Jahre
8. JUAN (jung), 26 Jahre
9. MARIE, 24 Jahre
10. TAMARA, 48 Jahre
11. UNNA, 52 Jahre
12. CHARLOTTE, 33 Jahre
13. ROBERT, 38 Jahre
14. LILLI, 7 Jahre
15. ALTE FRAU, 74 Jahre
16. JESSICA, 25 Jahre
17. LUCY, 35 Jahre
18. ANGELINA, 15 Jahre
19. PHILIP, 10 Jahre
20. CARLA, 8 Jahre
21. WERNER, 45 Jahre
22. KLAUS, 30 Jahre
23. HERBERT, 55 Jahre
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3
24. HOLGER, 32 Jahre
25. BODO, 40 Jahre
26. DAVID, 53 Jahre
27. PACO, 30 Jahre
28. PINKOLA, 28 Jahre
29. FREMDER MANN, 35 Jahre
30. FELIPE, 26 Jahre
31. DREI SPANISCHE JUGENDLICHE
32. FRAU, DIE SAETA SINGT
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4
0. TITEL 0.
TITELMUSIK
BIN ICH SCHÖN?
HELIKOPTEREINSTELLUNG. Die Kamera verfolgt eine kleine Straße, die
durch endlose Olivenhaine führt. Die Titel laufen auch über die nächsten
Einstellungen.
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5
1. SPAN. LANDSCHAFT 1 A / T 1 .
Die Sonne wirft ein scharfes Nachmittagslicht auf die karge Landschaft. Leere
Straße.
ERZÄHLERSTIMME (RADIO)
(off)
Das war das, sagte Pu, der Bär, was tun wir als
nächstes?
Wir gehen alle auf eine Expedition.
Exspedition, sagte Pu, der Bär, ich war noch nie
auf einer Exspedition.
Expedition, dummer, alter Bär.
Oh, ich weiß, sagte Pu, der Bär, aber er wußte es
nicht.
Ein Auto mit deutschem Kennzeichen kommt näher, braust vorbei.
Lucy am Steuer. Das Fenster ist offen, ihre Haare wehen im Wind. Sie ist müde
und verschwitzt. Vor ihr liegt die weite spanische Landschaft.
ERZÄHLERSTIMME (RADIO)
Wir werden aufregende Abenteuer erleben und
den Nordpol entdecken, sagte
Christopher Robin.
Was ist der Nordpol?, sagte Pu, der Bär.
Auf dem Rücksitz die drei Kinder: Angelina, Carla und Philip, die aus einem
Kinderkassettenrekorder "Pu der Bär" hören.
Carla hält Pu, den Bären im Arm. Den Kindern ist unerträglich heiß. Sie haben
bunte, flatternde Tücher an den Scheiben aufgehängt, um ein wenig Schatten zu
haben.
CARLA
(kläglich)
Wann sind wir da? Wann sind wir endlich da?
Lucy antwortet nicht.
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6
2. LANDSCHAFT 1 A/T 2.
Angelina zieht das Tuch an ihrem Fenster zur Seite und sieht eine junge Frau
am Straßenrand stehen und winken, Linda.
Linda läuft auf die Straße, sieht fluchend dem Auto hinterher.
Linda ist dünn, ihre Schulterblätter ragen unter dem dünnen Sommerkleid
hervor wie kleine Flügel. Sie hat nur eine Handtasche und eine Wasserflasche
dabei. Sie stampft wütend mit einem Fuß auf, daß es staubt.
ÜBERBLENDUNGEN
Einige spanische Wagen fahren vorbei: die Sonne brennt.
MONTAGE
Linda hüpft auf einem Bein. Sie dreht sich, so schnell sie kann mit der
Handtasche im Kreis. Sie trinkt den letzten Tropfen Wasser aus ihrer
Wasserflasche. Sie hat ihr Tuch übers Gesicht gezogen und sitzt wie eine
Beduinin am Straßenrand.
Endlich hält ein offener schwarzer Wagen. Deutsches Nummernschild.
Werner, ein dicker Deutscher, um die Vierzig, sitzt am Steuer.
WERNER
Ola. Adonde vas?
Linda macht eine vage Handbewegung die Straße entlang.
WERNER
Sind Sie Deutsche?
Linda nickt.
WERNER
(grinsend)
Das sehe ich an Ihren Schuhen.
Schwenk auf Lindas Schuhe.
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7
3. LANDSCHAFT 2 - OSBORNESTIER A/T 3.
Sie fahren. Linda nimmt eine Flasche Wasser, die Werner auf dem Rücksitz
liegen hat und trinkt sie in einem Rutsch aus.
Werner mustert sie neugierig.
WERNER
Frauen mit Wanderstiefeln sind
verantwortungsbewußt, Frauen mit Turnschuhen
phantasievoll in der Liebe.. ... wußten Sie das?
Linda reagiert nicht, sieht auf seine Füße. Er trägt Birkenstock-Sandalen mit
Strümpfen.
WERNER
Ich war mal Schuhvertreter. Jetzt mache ich in
Düngemittel, klingt nicht gerade attraktiv, was?
Aber da ist Geld drin. Mehr als in Schuhen.
Linda antwortet nicht. Sie hält ihre Handtasche auf den Knien.
WERNER
(mustert ihre Handtasche)
Du reist mit kleinem Gepäck, hm? Was hat dich
hier in diese Gegend verschlagen? Redest nicht
gern, was?
Sein Blick fällt auf Lindas Beine.
Er lächelt sie an, sieht, daß sie ein Familienfoto betrachtet, das an der Armatur
klebt.
WERNER
Meine Familie. Meine Frau.(lächelt Linda an)
Wir leben jetzt seit fünf Jahren hier in Spanien...
Ich wollte immer weg aus Deutschland ...
Wollte immer 'n Zitronenbaum haben. Schon als
kleines Kind. Das kam mir vor wie ein Traum: daß
dicke gelbe Zitronen an den Bäumen hängen ...
Eigentlich wollte ich nur einen kleinen
Zitronenbaum ... nichts weiter ... aber meine Frau
... so was verstehen Frauen eben nicht ... die wollen
‘n anständiges Badezimmer und ne Einbauküche ...
die wollen, daß man zuhause ist und schön spurt.
Sitz, Werner, braver Werner, guter Werner, nein,
nein, nein, so nicht, böser Werner, böser Werner,
pfui,aus. (er lacht bitter, sieht Linda an)
Du bist keine große Rednerin, was?
Linda gibt ihm einen fotokopierten gelben Zettel , auf dem auf spanisch und
deutsch steht:
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BIN TAUBSTUMM UND AUF IHRE HILFE ANGEWIESEN. DANKE. SOY
SORDOMUDA. GRACIAS POR SU AYUDA.
WERNER
Taubstumm, oh Gott, das tut mir leid. Du kannst
überhaupt nichts hören? Das tut mir wirklich leid.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Du kannst
kein Wort verstehen?
Linda sieht ihn an.
WERNER
Aber blind wär schlimmer...ich wäre lieber taub
als blind...schau, wie schön es hier
ist, schööööööön....verstehst du das Schöööööön...
Er lächelt Linda an, sie lächelt zurück, es bleibt offen, ob sie ihn verstanden hat.
Der offene schwarze Wagen von Werner gleitet durch die Landschaft. Lindas
Haare bewegen sich leicht im Fahrtwind. Sie blickt in den Himmel. Ihre Hand
greift nach einer weißen Wolke und hält sie scheinbar in der weit geöffneten
Hand. Alles wirkt harmonisch wie im Traum. (COMPUTERTRICK)
Linda schaut auf ihre Handtasche, macht sie auf und zu, plötzlich wirft sie ihre
Handtasche in einem hohen Bogen aus dem Wagen.
Die Handtasche fliegt in einem weiten Bogen, so als hätte sie Flügel. Aber dann
stürzt sie jäh ab und schlägt auf dem staubigen Boden auf.
WIEDER IM WAGEN
Werner fährt langsamer und sieht Linda an, als sei sie irre.
WERNER
Was soll das! Spinnst Du?
Linda zuckt mit den Schultern.
WERNER
Warte, ich hol' sie dir.
Werner will umdrehen, Linda hält ihn fest, schüttelt den Kopf. Werner sieht sie
zweifelnd an, fährt weiter.
Er greift mit seiner behaarten Hand in ihr zerzaustes Haar.
WERNER
Du bist schon eine verrückte Kleine!
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Linda blickt zurück. Die Landschaft mit dem Stier, in der die Handtasche liegt,
entfernt sich stetig.
WERNER
Was hältst du davon, wenn wir zusammen in ein
Hotel gehen?
(lautmalerisch und schreibt das Wort in den Staub
auf dem Armaturenbrett) H-O-T-E-L ... wir beide
...
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4. VOR MOTEL 1 A/T 4.
Der Wagen von Werner fährt quer über einen großen, sandigen Platz und hält
vor einer kleinen Pension neben einem alten Mercedes mit deutschem
Kennzeichen.
Werner geht in die Rezeption. Linda schlendert am Motel entlang und sieht von
außen in eins der Zimmer.
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5. MOTEL 1 / ZIMMER KLAUS I/T 5.
Die Kamera fährt über den Mann (Klaus) auf dem Bett. Im Fernsehen läuft ein
spanisches Quizprogramm.
Über seinem Kopf ist eine deutsche Zeitung ausgebreitet. Im OFF hören wir
Werner und Linda, die in ihr Zimmer gehen. Werner redet auf Linda ein.
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6. MOTEL 1 / ZIMMER WERNER I/T 6.
Linda liegt auf dem Bett, ihre Schuhe liegen auf dem Teppich. Sie ißt von einem
Teller und sieht fern, ein Stückchen Semana Santa, sie schaltet um,
Quizprogramm, sie schaltet abermals um, Janis Joplin singt „Cry Baby“
WERNER
Schmeckt es dir?
Linda nickt und sieht dann wieder in den Fernseher.
WERNER
Trink noch was.
Er schenkt ihr Wein ein. Linda trinkt.
WERNER
Gefällt es dir? Fühlst du dich o.k.?
Linda schweigt.
WERNER
Ich möchte, daß es dir gut geht. Verstehst du?
Er sieht sie zweifelnd an, weiß nicht, ob sie ihn versteht. Werner zieht die
Schuhe aus und stellt sie ordentlich hin, dann seine Hose. Er zieht den Gürtel
raus, gibt ihn Linda. Er bewegt die Lippen langsam, damit Linda von den Lippen
ablesen kann.
WERNER
Schlag mich damit. Ja, schlag mich. Fest. Ganz fest.
So fest du kannst ... (lacht wieder).
Linda sieht ihn an, nicht sonderlich überrascht. Im Fernsehen singt Janis Joplin
„Cry Baby“.
WERNER
Bitte.
Linda wischt sich den Mund ab, stellt den Teller weg, nimmt den Gürtel. Werner
beugt sich ohne Hose über einen Stuhl. Linda schlägt mechanisch zu. Werner
stöhnt. Linda schlägt immer kräftiger zu. Es strengt Linda an. Werner macht mit
der Fernbedienung den Fernseher lauter, so daß seine Schmerzenslaute übertönt
werden. Linda sieht, während sie schlägt, aus dem Fenster.
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6A LANDSCHAFT 2 - OSBORNESTIER A / T 6 A
ZEITLUPE: SUPER 8. LINDAS HANDTASCHE FÄLLT IN DEN SAND.
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6B. MOTEL 2 / ZIMMER WERNER I/T 6B.
WIEDER REAL
LINDA
(off / innere Stimme)
Was soll's? Besser als immer noch an der Straße zu
stehen ... Vielleicht fühlt er was Ähnliches wie ich,
als ich die Handtasche weggeworfen habe. Raus aus
seiner Haut, wenigstens für einen Moment. Aber es
nützt dir nichts ... am Ende bist du doch wieder
derselbe.
Am liebsten wäre ich selber meine Handtasche....
Dann läge ich jetzt da draußen in der gelben Hitze
unter irgendeinem Busch und hätte meine Ruhe.
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7. MOTEL 1 / ZIMMER KLAUS I/T 7.
Klaus nimmt die Zeitung vom Gesicht und lauscht. Von nebenan dröhnen
Schreie, Schläge. Klaus richtet sich auf, hält sich die Ohren zu. Auch bei ihm
läuft jetzt Janis Joplin im Fernsehen. Er macht den Ton lauter.
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8. MOTEL 1 / ZIMMER WERNER I/T 8.
Werner liegt jetzt in Lindas Armen wie ein Kind und weint. Schluchzt. Linda
streicht ihm tröstend übers Haar, sieht gleichzeitig fern, raucht. Werner beruhigt
sich langsam. Im Fernsehen läuft weiterhin "Cry Baby" von Janis Joplin.
Werner richtet sich auf, springt plötzlich aus dem Bett und tanzt wie ein
Wahnsinniger - so wie früher, inkl. Luftgitarre. Linda beobachtet ihn amüsiert.
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9. MOTEL 1 / ZIMMER KLAUS A/I/T 9.
Klaus am Fenster. Er sieht, wie draußen auf der Veranda ein muffiger
Kellner, der ein paar Touristen Essen serviert, plötzlich zu der Musik von Janis
Joplin ein p aar Takte tanzt, was bei diesem Menschen völlig überraschend wirkt.
Klaus steht auf, tanzt selbst zwei Schritte.
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9A. VISION / HAUSDACH / ROCIO A/T 9A.
SUPER 8
Von dem Hausdach aus sind der sandige Platz und das kleine Motel zu sehen.
Franziska kommt hinter der Wäsche hervor, versteckt sich vor Klaus. Klaus
versucht, sie zu fangen.
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9B. VISION / MOTEL 1 / ZIMMER KLAUS I/T 9B.
SUPER 8
Die Musik von Janis Joplin geht über in die Musik „Verde, que te quiero verde“.
Franziska tanzt mit einem Handtuch wie beim Stierkampf mit der capa dazu,
hält das Handtuch immer so, daß sie für den Bruchteil einer Sekunde nackt ist,
Klaus spielt den Stier. Sie umarmen sich, fallen lachend aufs Bett.
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9C. VISION / MOTEL 1 / ZIMMER KLAUS I/T/N 9C.
SUPER 8
1. Nacht. Franziska und Klaus liegen engumschlungen in verschiedenen
Positionen auf dem Bett.
2. Tag. Die beiden haben Papiertüten auf dem Kopf, aus denen sie Masken
gemacht haben und unterhalten sich. Ansonsten tragen sie nur Unterwäsche.
3. Nacht. Sie liegen im Bett, Franziska liest Klaus ein Gedicht von Garcia Lorca
vor.
FRANZISKA
(mit Pathos)
Verde, que te quiero verde ...
KLAUS
Verde, que te quiero verde ...
FRANZISKA
(pustet ihm über den Rücken)
Verde viento ...
KLAUS
Verde viento ...
FRANZISKA
(küßt ihm den Rücken)
Verde ramas. El barco sobre la mar y el caballo en
la
montana ...
Ende der Musik „verde, que te quiero verde“.
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10. MOTEL 1 / ZIMMER KLAUS I/T 10.
Klaus sitzt heulend allein auf seinem Bett. Er wählt eine Nummer auf seinem
Handy, wartet ungeduldig darauf, daß jemand drangeht.
KLAUS
Franzi, bist du´s ? Ich bin´s. Wie geht es dir? Och, ich wollte einfach nur hören,
wie´s dir geht. Ich bin in Spanien, in unserem Hotel.. ...
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11. MODEGESCHÄFT - DEUTSCHLAND I/A/T 11.
Schmuddeliges Märzwetter. Die Menschen sind dick verpackt. Nieselregen.
Zufahrt auf den Modeladen und die Verkäuferin, die im leeren, einsamen
Geschäft telefoniert.
Jetzt erkennt der Zuschauer: es ist Franziska. Sie trägt im Laden Mantel, Schal
und Handschuhe.
KLAUS
(off)
Alles hier erinnert mich an dich. Ich kann dich
nicht vergessen.
FRANZISKA
(kühl)
Ich hab dich schon vergessen.
KLAUS
(off)
Hast du nicht. Wo bist du gerade?
Franziska schweigt. Es rauscht in der Leitung.
KLAUS
(off)
Du stehst doch nicht etwa wieder in diesem blöden
Laden und verkloppst Klamotten?
FRANZISKA
Nein.
KLAUS
(off)
Ich wette, es ist schweinekalt in München, es regnet
in Strömen und du frierst dir wie immer den
Hintern ab. Hey, kleine Frostbeule, du...
FRANZISKA
(kühl)
Du irrst dich. Es ist das schönste Frühlingswetter.
KLAUS
(off)
Ah ja? Aber hier sind 28 Grad. Die Orangenbäume
blühen......Du nimmst jetzt einfach 1000 Mark aus
der Kasse, schließt den Laden ab, fährst mit der SBahn
zum Flughafen und steigst in die 9 Uhr
Maschine nach Barcelona....ich hol dich ab...
FRANZISKA
Hör’ auf mit dem kindlichen Kram, Klaus.
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12. MOTEL 1 / ZIMMER KLAUS I/T 12.
Klaus sitzt in seinem schäbigen Zimmer auf dem Bett. Das Fernsehbild rauscht.
KLAUS
Hör auf mit dem kindischen Kram Klaus, ...
... ich erkenn dich kaum wieder. Du kannst doch
nicht einfach alles vergessen und die Tür
zumachen. Franzi, hey. Willst du so werden wie die
andern? Dein Herz kleinschrumpfen, bis es schön
ordentlich überall reinpaßt? ... Realistisch sein,
vernünftig, der ganze Scheiß? Weißt Du was es
heißt für mich: feige sein, kneifen, das heißt es.
Kein Mumm. Du bist doch kein Feigling, Franzi.
Du doch nicht. Du nicht. Komm her. Komm schon.
Komm. Franzi ...du kannst deine Strumpfhosen
ausziehen... in der Sonne liegen. Ich stehe hier am
offenen Fenster und sehe das Meer. Es ist blau bis
zum Horizont und warm und unvergeßlich schön.
Hörst du das Meer, kannst du es hören?
Er hält den Hörer an das rauschende Fernsehbild.
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13. MODEGESCHÄFT I/T 13.
Franziska hält den Hörer am Ohr. Zufahrt auf sie. Rauschen.
FRANZISKA
(etwas zärtlicher)
Das Hotel lag gar nicht am Meer....
Franziska groß. Sie sieht das Meer.
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13A. VISION / DAS MEER / SPANIEN A/T 13A.
SUPER 8.
Das Meer. Blau bis zum Horizont im südländischen Licht. Glitzernd. Spanische
Stimmen. Musik. Autohupen.
ÜBERBLENDE
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14. MODEGESCHÄFT I/T 14.
Langsam kommt Franziska wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie sieht den
ungemütlichen Blick aus ihrem Schaufenster auf die Straße.
FRANZISKA
Ich habe dich wirklich vergessen. Vergiß du mich
einfach auch. Und ruf nicht mehr an
Franziska legt auf, geht zu einer Kundin, die sich fröstelnd die Hände reibt.
FRANZISKA
Bei uns wird leider nicht mehr geheizt ab
April.
RITA
Ab morgen soll es wieder schneien. Bis Ostern.
FRANZISKA
Na prima, im Schnee findet man die Ostereier
besser...
Die beiden lächeln.
Die Kundin Rita hält sich einen Kaschmirpullover an. Die Hand von Franziska
streicht über den Kaschmirpullover wie über die Haut eines Geliebten.
FRANZISKA
Das ist 100 % Kaschmir. Sie werden sehen. Einmal
Kaschmir am Körper und Sie wollen nie wieder
etwas anderes ... Kaschmir ist wie eine Droge.
Rita befühlt zweifelnd den Pullover.
FRANZISKA
Schlüpfen Sie doch einfach mal rein.
Nur so, fürs Gefühl.
SCHNITT
Rita steht in der Umkleidekabine vor dem Spiegel und zieht ihr Oberteil aus. Sie
ist dünn. Der Kaschmirpullover fällt mit sanftem Streicheln über ihre kleinen
Brüste. Rita betrachtet sich wohlgefällig.
Franziska öffnet den Vorhang einen Spalt.
FRANZISKA
Der sitzt ja wie angegossen.
RITA
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Vor acht Monaten hatte ich noch Kleidergrösse 46.
FRANZISKA
Sie? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.
RITA
Doch, doch. Ich war ein richtiges Monster,
wirklich wahr.
FRANZISKA
(lächelt)
Es ist der letzte Pullover, den wir haben ... aber
lassen Sie sich Zeit, ich brauche Sie nicht zu
überzeugen, Kaschmir spricht für sich.
Sie lächelt süß und verschwindet wieder. Rita betrachtet sich im Spiegel.
KASCHMIRPULLOVER
(weiche indische Männerstimme)
Sieh dich an. Ich mache eine attraktive Frau aus
dir, einen neuen Menschen ... du bist schlank ...
dünn ... jetzt bist du bald so, wie du immer sein
wolltest ...bald, bald ...
Sie zieht verdutzt den Pullover über ihren Brüsten straff.
KASCHMIRPULLOVER
(flüstert)
Du hast heute noch fast nichts gegessen. Du hast
mich verdient.
RITA
(off)
Ich habe immer gedacht, ich werde liebenswerter,
wenn ich erst einmal dünn bin ... daß sich mein
Leben ändert, und jetzt habe ich das Gefühl, ich
habe das einzig Liebenswerte an mir verhungern
lassen ...
KASCHMIRPULLOVER
Schscht. Ich werde gut zu Dir sein, dich lieben,
wenn dich sonst niemand liebt.
Rita tritt aus der Umkleidekabine. Franziska erkennt an ihrem Lächeln, als sie
aus der Kabine kommt, wie die Unterhaltung ausgegangen ist. Rita legt den
Kaschmirpullover auf den Ladentisch. Legt ihre Kreditkarte dazu.
FRANZISKA
Kreditkarten nehmen wir leider nicht an, nur
Schecks.
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28
RITA
(blickt auf die Uhr)
Ich habe es nicht weit bis nach Haus.
In zwanzig Minuten bin ich wieder da. Da haben
Sie doch noch auf?
FRANZISKA
Wenn Sie sie sich beeilen ... Ich muß heute
pünktlich zumachen.
RITA
Ich bin sofort wieder da.
Rita flattert aufgeregt aus der Tür. Ihre Müdigkeit vom Tag ist verflogen, ihr
Kopf ist klar, ihr Herz vergnügt.
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29
15. STRASSE / WOHNHAUS RITA / FRED A/DÄ 15.
Rita läuft durch die anbrechende Dunkelheit nach Hause, es regnet, der Regen
klatscht ihr ins Gesicht. Sie blickt hoch zu ihrem erleuchteten Schlafzimmerfenster.
Freds riesiger Schatten wandert über die Wand im Schlafzimmer.
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30
16. WOHNUNG RITA / FRED I/N 16.
Fred sitzt in der Küche neben abgegessenen Tellern. An Kätzchenzweigen
hängen bemalte Ostereier. Er ist nackt bis auf die Unterhose. Er schnitzt an einer
rohen Kartoffel herum. Auf dem Fensterbrett liegen „Kartoffelporträts“ in
verschiedenen Stadien der Verwesung.
Fred hört Rita in die Wohnung kommen. Sie huscht durch den dunklen Flur.
FRED
Hallo.
Fred steht auf, stellt sich Rita in den Weg..
RITA
Was hast du gegessen?
Fred antwortet nicht, steht auf, kommt auf sie zu, drückt sie an seine Brust. Sie
spürt, wie sein warmes Fleisch unter ihr nachgibt. Sein Atem streift ihren Hals.
FRED
(leise)
Hallo.
Rita ist stumm, zu erstaunt, um zu reagieren. Er beißt sie zärtlich in den Nacken.
RITA
Fred.
Rita entzieht sich kichernd, um ihn nicht zu verletzen. Er folgt ihr, umarmt sie
von hinten. Sie schielt auf die Uhr.
FRED
(flüstert)
Ich habe auf dich gewartet.
Fred schiebt ihr von hinten beide Hände unter die Bluse.
FRED
Komm.
Fred knöpft ihr die Bluse auf, zieht sie enger an sich. Der Berg seines Bauchs
schiebt sich gegen ihre Lendenwirbel.
RITA
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31
(innere Stimme)
Wenn ich jetzt „nein“ sage, schleicht er tagelang
stumm durch die Gegend. Ich werde im
Wohnzimmer auf der Couch liegen und so tun, als
ob ich lese, das leise "klack" vom Kühlschrank
wird mir sagen, wo er ist, und ohne nachzusehen,
werde ich wissen, daß er in der Küche am Tisch
sitzt und das Schokolodeneis direkt aus der
Schachtel in sich reinfrißt. Wenn ich mich beeile,
schaffe ich es noch bis Ladenschluß ...
Rita nimmt Fred an der Hand und führt ihn zum Bett. Die Vorhänge sind
zugezogen, es ist dunkel. Auf dem Nachttisch steht ein Foto von der dicken Rita.
(COMPUTERTRICK.) Er läßt sich auf die Matratze fallen, daß der Rahmen
kracht und die Sprungfedern stöhnen. Im Sitzen liegt sein Bauch auf seinen
Oberschenkeln und macht ihn zu einem geschlechtslosen Wesen.
Sie kniet sich auf den Teppichboden zwischen seine Beine, legt ihre Arme auf
seine Schenkel, senkt den Kopf und öffnet den Mund. Ihre Stirn drückt eine tiefe
Delle in seinen Bauch. Fred stöhnt leise. Er wühlt mit seinen Händen in ihren
Haaren. Rita drückt ihren Kopf in seinen Bauch, wie ein Zipfel Decke fällt sein
Speck auf ihre Wange.
RITA
(innere Stimme)
Heute habe ich den ganzen Tage erst eine Banane,
90 Kolorien, ein Joghurt, 120 und zwei Knäcke, 80
Kolorien, gegessen. Ich bin stolz auf mich, ich
fühle mich leicht wie eine Feder, ich habe mich
komplett unter Kontrolle.
Rita bewegt sich rhythmisch, wird schneller. Sie preßt sich heftiger gegen Freds
Körper. Seine Schenkel beginnen zu zittern. Mit beiden Händen umfaßt er ihren
Kopf. Rita öffnet ein Auge, dreht ihren Körper leicht, und schielt auf ihre
Armbanduhr. Fred ist nah über ihr, er schwitzt.
Rita ist aus dem Rhythmus gekommen. Freds Stöhnen verebbt.
Fred nimmt sie an den Schultern und zieht sie zu sich herauf, bedeckt ihr
schweißnasses Gesicht mit Küssen.
FRED
Mein Liebling, mein Liebling, oh Gott, mein
Liebling du ...
RITA
(innere Stimme)
Ich werde mir heute Abend 50 Gramm Reis kochen
mit einem kleinen Stückchen Butter... braunen
Reis ... Ballaststoffe ... viel Wasser trinken ...
immer viel trinken ... das besänftigt den Hunger ...
ich habe Hunger ....
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32
Er zieht Rita auf sich. Sie sitzt auf ihm, versucht, ihn zu schnellerem Tempo
anzutreiben, sieht abermals heimlich auf die Uhr. Rita schließt die Augen.
RITA
(off)
Ich habe Hunger. In meinem Bauch ist ein großes
schwarzes Loch. Ich werde heute gar nichts essen.
Gar nichts. Gar nichts. Gar nichts.
Fred droht langsamer zu werden, aufzugeben. Rita treibt ihn an. Fred
keucht, kann nicht mehr. Rita schlägt ihm mit der Hand auf die Brust,
treibt ihn weiter und weiter.
RITA
(innere Stimme)
Eine Banane, 90 Kalorien, ein Joghurt 120, zwei
Knäcke 80. Eine Stunde Radfahren 220 Kolorien.
Schlafen 60. Sex 150.
RITA
(ruft)
Bitte, bitte, komm!
FRED
(stöhnt)
Nicht ohne dich, mein Liebling, nicht ohne dich,
zusammen...komm..
Er legt sich jetzt auf sie, begräbt ihren dünnen, harten Körper unter seinem.
FRED
Komm, mein Schatz, komm...
Ritas Gesicht. Zögernd läßt sie sich auf Fred ein, der sich jetzt nur noch um sie
kümmert, bis beide in den gleichen Rhythmus finden. Ritas Atem geht jetzt
stoßweise im gleichen Rhythmus mit Fred. Sein Atem in ihrem Ohr ein
Hurrikan. Die Körper beben. Gleichzeitig erreichen sie den Gipfel.
FRED
(stöhnt)
Oh Gott. Mein Liebling ... mein Liebling ...
Einen Augenblick lang liegen beide da wie gefällt. Rita lächelt. Dann streckt sie
langsam ihren Arm über Freds Rücken und sieht auf die Uhr. Behende schlängelt
sie sich unter Fred hervor, Fred will seinen Kopf auf ihre Brust legen, aber Rita
rollt mit einer schnellen Bewegung an den Rand des Bettes, steht auf, geht eilig
aus dem Zimmer.
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33
17. MODEGESCHÄFT A/I/N 17.
Es regnet. Zufahrt aufs Modegeschäft. Franziska telefoniert. (Handy)
KLAUS
(OFF)
Und du weißt so genau, was du willst?
FRANZISKA
Allerdings.
KLAUS
(OFF)
Weißt du noch, unser Gummibärchentest?
FRANZISKA
Hör auf, Klaus.
KLAUS
(OFF)
Ich könnte wetten, daß du irgendwo ne Tüte
Gummibärchen rumliegen hast. Mach die Augen
zu. Wenn du ein rotes Bärchen erwischst, liebst du
mich noch und kommst nach Spanien.
FRANZISKA
Klaus, laß mich in Ruhe! Ich will nicht mehr auf
verpißten Matratzen in billigen Hotels rumliegen
und mir einreden, ich wäre besonders frei. Freier
als alle anderen. Und wenn ich das Meer sehen will,
dann fliege ich in die Karibik oder nach Bali oder
sonstwohin. Dazu brauche ich dich nicht.
Rita klopft an die Scheibe, wedelt mit dem Scheckheft und gestikuliert.
Franziska macht das Handy aus, schließt auf. Leicht verwundert mustert sie Rita.
Ritas Frisur ist zerzaust, ihr Make-up verschmiert.
Der Pullover ist bereits verpackt. Mit fahrigen Bewegungen füllt Rita den Scheck
aus, nimmt den Pullover entgegen und drückt ihn an ihre Brust. Das
Seidenpapier knistert.
FRANZISKA
Sie werden es nicht bereuen. Sie werden sehen:
Kaschmir ist wie eine Droge.
Rita geht. Franziska legt den Scheck in die Schublade und sieht eine Tüte
Gummibären. Mit geschlossenen Augen zieht sie ein Gummibärchen. Sie macht
die Augen auf. Es ist ein grünes. Sie schüttelt den Kopf, steckt es in den Mund,
ißt es.
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18. LEOPOLDSTRASSE A/N 18.
Regen. Rush - Hour. Franziska läuft über die Straße und schließt ihr Auto auf.
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19. WAGEN FRANZISKA / LANDSTRASSE I/A/N 19.
Starker Regen schlägt gegen die Autoscheibe.
Franziska schaltet die Scheibenwischer auf die schnellste Stufe, sie quietschen,
werden langsamer und bleiben schließlich ganz stehen. Wie ein Wasserfall strömt
der Regen über die Windschutzscheibe. Franziska kann schlagartig nichts mehr
sehen, außer den entgegenkommenden Scheinwerfern.
Franziska verlangsamt behutsam, schaltet die Alarmblinkanlage an und lenkt
leicht rechts, in der Hoffnung, dort auf dem für sie unsichtbaren Seitenstreifen
halten zu können.
Es gibt einen Knall wie von einer Explosion, das Lenkrad bohrt sich schmerzhaft
in ihre Brust, daß ihr die Luft wegbleibt, sie wird nach vorn geworfen, dann
nach hinten geschleudert.
Der Motor säuft ab, das Auto bewegt sich nicht mehr, es ist still.
Ein verschwommener schwarzer Fleck taucht vor der Seitenscheibe auf, dann
wird die Tür aufgerissen.
Eine Frau (Elke) mit wirren, schwarzen Haaren steckt den Kopf ins Auto.
ELKE
(schreit)
Haben Sie sie nicht mehr alle?
Franziska sieht den Regen auf ihre schwarze Motorradjacke prasseln. Sie kommt
mit ihrem Kopf noch näher an sie heran, daß sie fast zusammenstoßen, ihre
schwarz umrandeten Augen sind zu wütenden Schlitzen verzerrt.
ELKE
(keift)
Sind Sie nicht ganz dicht?
Sie packt Franziska an der Schulter und schüttelt sie.
ELKE
Hey, Sie! huhu!
Sie wedelt Franziska mit der Hand vor den Augen herum.
FRANZISKA
(höflich)
Könnten Sie bitte damit aufhören?
Elke verzieht ihre erdbeerrot geschminkten Lippen.
ELKE
Scheiße, sehen Sie sich diese Scheiße an!
Sie richtet sich auf, und stapft fluchend im Regen davon.
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20. LANDSTRASSE A/N 20.
Franziska steigt mit wachsweichen Beinen aus, und sieht auf dem Seitenstreifen
einen alten, schmutzigweißen Opel, dessen Kofferraum zusammengeknüllt ist wie
ein Stück Papier.
Franziska steht im strömenden Regen wie unter einer Dusche und stellt fest, daß
die Kühlerhaube ihres Autos auch nicht viel besser aussieht.
ELKE
(schreit)
Haben Sie Tomaten auf den Augen oder was?
Elke steht vor ihrem Opel und holt eine Plastiktüte aus dem Wagen, die sie sich
auf den Kopf setzt.
ELKE
(ruft)
Ich gehe los und rufe die Polizei an. Und wehe, Sie
rühren sich vom Fleck. Ich habe Ihr Kennzeichen
aufgeschrieben.
Franziska erwidert nichts. Der Regen trieft ihr in den Nacken, läuft ihr über die
Nase, tropft auf ihre Lippen.
Entschlossen marschiert Elke in ihren metallbeschlagenen Cowboystiefeln den
Seitenstreifen entlang, die Plastiktüte nickt bekräftigend auf ihrem Kopf.
Franziska setzt sich wieder in den Wagen.
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21. WAGEN FRANZISKA A/N 21.
Der Regen prasselt laut auf das Autodach. An den Autoscheiben rinnt
sintflutartig der Regen herab. Ein Laster rast laut hupend vorbei. Franziska
starrt auf die Scheibe, auf der das Regenwasser herunterläuft.
Zufahrt auf Franziska.
ÜBERBLENDUNG
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21A. VISION / DAS MEER / SPANIEN A/T 21A.
SUPER 8.
Das Bild blendet über in das Bild des blauen Meeres in Spanien.
Franziska und Klaus treiben auf dem Rücken schwimmend ins Bild. Sie halten
sich an den Händen und lachen.
Franziska sitzt am Strand und zündet ihre Strumpfhose an, die über einer
improvisierten Leine hängt. Sie lacht..Klaus füttert sie mit kleinen Fischen. Sie
schläft auf seinem Bauch.
HARTER SCHNITT
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22. WAGEN FRANZISKA I/A/N 22.
Elke reißt die Fahrertür auf, daß Franziska vor Schreck zusammenfährt.
Dicke Wassertropfen tropfen von ihrer Jacke auf ihre Schenkel, ihr Gesicht unter
der Plastiktüte ist klatschnaß.
ELKE
(keift)
Die Polizei ist in 'ner Viertelstunde hier.
Sie knallt die Tür wieder zu.
Wenige Sekunden später reißt sie schon wieder die Tür auf.
ELKE
Geht Ihre Heizung?
FRANZISKA
(zögernd)
Ich glaube ja.
Elke knallt kommentarlos die Tür wieder zu, steigt hinten ein und reißt sich die
Plastiktüte vom Kopf.
Franziska schaltet die Heizung ein.
Im Rückspiegel sieht sie, wie Elke mit den Zähnen klappert.
Elke verdreht die Augen und schlägt die Arme unter.
ELKE
(murmelt zwischen den Zähnen)
So eine Scheiße, so eine verdammte Hühnerscheiße.
Franziska nickt und sieht, wie Elke den roten Karton neben sich auf dem Sitz
anstarrt. "Brautmoden Hennig - München", steht auf einem kleinen goldenen
Schild.
Elke reckt sich nach vorn über den Sitz und drückt auf den Zigarettenanzünder.
Um ihr Handgelenk trägt sie eine türkisblaue Tätowierung wie ein Armband,
eine Schlange, die sich um einen Blütenzweig rankt.
FRANZISKA
Kann ich auch eine Zigarette haben, bitte.
ELKE
(unfreundlich)
Sonst noch was?
Sie reicht ihr aber eine.
Wortlos rauchen sie vor sich hin, und der Dunst ihrer Zigaretten verbindet sich
zu einem diffusen Nebel über ihren Köpfen.
ELKE
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(schimpft)
Ich kann's nicht fassen, Leute gibt's, die sind zu
blöd, ein Loch in den Schnee zu pinkeln, manche
Leute sollten den Führerschein überhaupt nicht
machen dürfen. Scheiße, verdammte.
Wütend stößt sie den Rauch durch die Nase aus.
ELKE
(fragt wie in einem Polizeiverhör)
Was ist in der Schachtel?
Franziska holt kurz Luft.
FRANZISKA
(patzig)
Mein Brautkleid.
Sie macht eine kleine Pause.
ELKE
(mit veränderter Stimme:
ganz weich und freundlich)
Darf ich es mal sehen?
Erstaunt dreht sich Franziska zu ihr um. Elke grinst sie an und streckt ihr ihre
Hände entgegen, lnnenflächen nach oben.
ELKE
Ich habe auch saubere Hände.
FRANZISKA
Aber erst die Zigarette ausmachen, und nicht im
Aschenbecher, sonst stinkt das Auto noch tagelang.
Gehorsam wirft sie die Kippe aus dem Fenster, Franziska klettert über den
Beifahrersitz nach hinten, setzt sich neben Elke und nimmt die Schachtel auf den
Schoß. Vorsichtig hebt sie den Deckel ab. Zartrosa Seidenpapier quillt hervor
wie eine lebendige Masse. Franziska nimmt den Schleier heraus und hängt ihn
über die Nackenstütze des Beifahrersitzes. Behutsam berührt Elke die winzigen
weißen Maiglöckchen aus Perlen und Seide. Ihre Hände zittern vor Kälte.
ELKE
Jetzt das Kleid.
Sie rückt zur Seite, damit Franziska Platz genug hat, um es herauszuholen. Wie
eine große Wolke fällt der Tüllrock über sie und bedeckt sie beide.
ELKE
(ruft lachend)
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Wow, das ist ja der Wahnsinn!
Franziska lächelt stolz, ganz gegen ihren Willen.
Hingebungsvoll streichelt Elke den Tüll und stöhnt leise.
ELKE
(murmelt)
Wie schön, wie unglaublich schön.
Elke drückt ihre Wange gegen den Stoff und schließt die Augen.
ELKE
Nur, um einmal im Leben so ein Kleid am Leib zu
haben, würde ich heiraten.
(mit geschlossenen Augen)
Es muß sich anfühlen, als würde man in
Schlagsahne schwimmen.
FRANZISKA
Okay, ziehen Sie's an.
Elke klappt die Augen auf, große, eisblaue Augen.
Franziska ist mindestens so erstaunt über ihr Angebot wie Elke.
FRANZISKA
So kommen Sie wenigstens aus Ihren nassen
Klamotten raus.
Elke pellt sich bereits aus ihrer Lederjacke. Sie hat einen schmalen Oberkörper,
hängende Schultern, kaum Brüste, wie Franziska.
Ohne ihre Lederjacke wirkt sie plötzlich verletzlich. Sie zieht sich ein
klatschnasses, schwarzes T-Shirt über den Kopf, darunter kommt ein Unterhemd
mit Totenköpfen zum Vorschein. Sie beugt sich über den Vordersitz und
Franziska zerrt ihr die hautengen, nassen Jeans vom Leib.
Um ihr die Cowboystiefel auszuziehen, muß Franziska wieder auf den Vordersitz
steigen, sie streckt ihr ihre Füße entgegen und Franziska zieht mit aller Kraft an
ihren Stiefeln, bis sie endlich nachgeben. Sie arbeiten stumm und effektiv, wie
ein eingearbeitetes Team.
Die Wärme der Heizung und ihr Atem haben inzwischen die Scheiben
beschlagen, es ist dampfig warm im Auto wie in einer Sauna.
Franziska fängt an zu schwitzen. Sie klettert wieder nach hinten, Elke zieht ihr
Totenkopfhemd aus, legt sich erst auf den Rücken, so daß Franziska ihr den Rock
über die Beine streifen kann, dann hebt sie den Po und sie zerren den Rock
gemeinsam Stückchen für Stückchen hoch bis zu ihrer Taille.
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Als nächstes beugt sie ihren nackten Oberkörper in Franziskas Schoß und sie
knöpft ihr die Korsage im Rücken zu.
Sie richtet sich auf. Ihre Wangen sind vor Anstrengung gerötet, als hätte sie sich
geschminkt. Mit den Fingern ordnet sie ihre wirren dunklen Haare, Franziska
steckt ihr den Schleier fest, sie zieht die Handschuhe an. Zufrieden fährt sie über
den Rock und sieht Franziska an.
FRANZISKA
Hübsch, wirklich hübsch.
Sie erhebt sich halb und versucht, gebückt ihr Spiegelbild im Rückspiegel zu
erhaschen, aber das gelingt ihr nur unvollkommen, seufzend läßt sie sich auf den
Sitz zurückfallen.
ELKE
Ich heiße übrigens Elke.
Sie streckt ihre behandschuhte Hand aus. Franziska ergreift sie.
FRANZISKA
Franziska.
Sie nicken sich förmlich zu.
ELKE
Ich wünschte, ich könnte mich ganz sehen, in einem
richtigen Spiegel. (seufzt) Wann soll die Show denn
steigen?
FRANZISKA
Sonntag um elf.
ELKE
Elf Uhr ist gut.
FRANZISKA
Warum?
ELKE
(ernst)
Weil die Sonne noch steigt. Es bedeutet
zunehmendes Glück.
FRANZISKA
Da haben wir ja Schwein gehabt.
Franziska sieht nicht besonders glücklich aus.
Elke stößt Franziska mit dem Ellenbogen an.
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ELKE
(grinsend)
Hey, freust du dich nicht auf den schönsten Tag im
Leben einer Frau?
Franziska zuckt die Achseln und sieht weg.
ELKE
Wenn man eine Braut sieht, bringt das nicht Glück?
FRANZISKA
Ich glaube, das gilt eher für Schornsteinfeger.
ELKE
(aus dem Fenster)
Was ist das Problem? Liebst du den Kerl nicht?
FRANZISKA
Oh, doch, doch, doch. Wirklich. Sehr. Doch,
bestimmt. Ich kenne ihn erst seit acht Wochen.
ELKE
Acht Wochen? Und da heiratest du gleich?
FRANZISKA
(zuckt die Achseln)
Ich habe es einfach satt, daß sich mein Leben so
anfühlt, als wäre es nur zur Probe, und als finge
morgen mein richtiges an...oder übermorgen...oder
ich weiß nicht wann....
Franziska holt ihr Portemonnaie aus der Tasche und zeigt Elke ein Foto von
Holger, einem adretten, vernünftig aussehenden Mann mit Brille.
FRANZISKA
Gleichzeitig fühle ich mich nicht wirklich bereit
zum Heiraten....Aber wenn ich ehrlich bin, habe
ich mich nie zu irgend etwas bereit gefühlt. Mein
ganzes Leben kam mir irgendwie alles zu früh vor,
selbst meine Geburt.
(lacht)
Beide sehen aus dem Fenster. Der Regen hat aufgehört.
ELKE
Ich hätte mal fast geheiratet, fast. In Las Vegas, in
so einer kitschigen Kirche. Mit einer Harley wären
wir direkt von der Kirche auf den Highway
gefahren. Ich wollte unbedingt ein weißes
Hochzeitskleid, es hätte so geil ausgesehen auf dem
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Motorrad, mit all dem Tüll und dem Schleier im
Wind. Wir hatten alles schon geplant ...
Franziska grinst. Sie streicht mit den Handschuhen den Tüllrock glatt.
ELKE
Ich habe am Strand in Gomera gesessen, er ist
schwimmen gegangen. Er wollte erst gar nicht ins
Wasser, weil es ihm zu kalt war. Ich habe noch
über ihn gelacht. Und dann ist er einfach nicht
mehr zurückgekommen.
FRANZISKA
(murmelt erschrocken)
Mein Gott.
Franziskas Gesichtszüge haben Mühe, sich auf die veränderte Stimmung
einzustellen, fast hätte sie gelächelt.
ELKE
Das ist, als würde dir das Gehirn explodieren.
Du sitzt da und denkst immer nur, das gibt's doch
nicht. Dein Gehirn will einfach nicht kapieren, daß
es so ist. Das ist das Schlimmste, daß das Gehirn so
langsam ist.
Sie macht eine kleine Pause, öffnet die Tür und steigt aus.
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23. LANDSTRASSE A/N 23.
Der Regen hat aufgehört. Prompt fangen Autos an zu hupen, sie ziehen die Töne
noch weit hinter sich her wie lange bunte Bänder. Elke hebt den Arm und winkt
ihnen nach.
FRANZISKA
(ruft)
Das Kleid wird doch ganz dreckig!
Franziska steigt ebenfalls aus.
ELKE
(ruft ihr übers Autodach zu)
Ich passe schon auf.
Sie hebt die Schleppe und geht mit bloßen Füßen den Seitenstreifen entlang.
Der Schleier bläht sich hinter ihr auf wie eine weiße Wolke.
FRANZISKA
(ruft)
Wo willst du denn hin?
Elke dreht sich nicht um. Franziska läuft hinter ihr her und packt sie an der
Schulter.
ELKE
Ich möchte mich nur in einem richtigen Spiegel
sehen. Da vorne ist ne Wirtschaft, da habe ich
vorhin die Polizei angerufen, die haben bestimmt
einen Spiegel auf dem Klo.
Sie sieht Franziska bittend und gleichzeitig wild entschlossen an.
Mit einer unwirschen Geste nimmt Franziska ihr die Schleppe aus der Hand. Sie
rafft den Tüllrock, dreht sich um und zerrt Franziska als ihre Schleppenträgerin
hinter sich her.
Graziös hüpft sie vor Franziska über die Pfützen.
Im Auto bleibt das Handy zurück, das verloren vor sich hinklingelt, bis sich die
Mailbox einschaltet:
FRANZISKA
(off)
Ich bin nicht hier, ich bin nicht dort ich bin
an einem anderen Ort....
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24. MOTEL 1 - VERANDA A/N 24.
Fünf Gummibärchen in den verschiedenen Farben liegen auf dem Tisch. Klaus
schiebt das rote aus der Reihe. Er sitzt an einem Tisch auf der Veranda des
Hotels. Ein paar Kinder und Hunde spielen herum, ansonsten ist nichts los. Er ist
am Handy.
FRANZISKA
(OFF)
Nachrichten für Franziska nach dem Pfeifton.
KLAUS
Egal, wie oft ich ziehe,- es ist immer das rote
Bärchen.
Ne ganz klare Sache. Also stell dich nicht an und
komm.(Pause) Oder ruf mich wenigstens an !!!!!
Seufzend macht Klaus das Handy aus. Ein kleines Mädchen in einem
Flamencokleid steht in einiger Entfernung und lächelt ihn kokett an.Klaus winkt
sie näher. Vorsichtig kommt das Mädchen an den Tisch. Klaus deutet auf die
Gummibären. Das Mädchen zögert, kommt dann doch, stopft sich alle
Gummibären in den Mund und läuft davon.
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25. WIRTSCHAFT I/N 25.
In der rappelvollen Wirtschaft steht eine dünne Frau mit hochtoupierten
blonden Haaren und lila Lippenstift hinter der Theke. Sie verzieht keine Miene,
als Elke und Franziska hereinkommen.
Männer, die Karten spielen, pfeifen und johlen, als sie die Braut sehen. Milde
lächelnd wie eine Königin zieht Elke an ihnen vorbei Richtung Klo.
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26. WIRTSCHAFT / KLO I/N 26.
Auf dem Klo ist es eisigkalt. Alle Heißwasserhähne sind aufgedreht und füllen
den Raum mit Wasserdampf. Elke wirft ein Papierhandtuch auf den Boden,
stellt sich mit ihren nackten Füßen darauf und rutscht zu den Spiegeln über den
Waschbecken. Überrascht schlägt sie die Hand vor den Mund.
ELKE
(ehrfürchtig)
Man könnte fast glauben, ich wär's.
Sie reckt sich auf die Zehenspitzen.
Franziska stellt sich hinter Elke und betrachtet sie im Spiegel.
Der Wasserdampf läßt ihr Spiegelbild weich und romantisch erscheinen wie auf
einem gesofteten Foto eines Hochzeitsfotografen.
Bewundernd starrt Elke sich an und ihre Augen bekommen einen entrückten
Ausdruck.
Lange bewegt sie sich nicht.
Franziska lehnt sich mit untergeschlagenen Armen an die kalte Fliesenwand. Im
weißen Neonlicht sieht man jetzt ganz deutlich die Schmutzspritzer auf dem
weißen Tüll.
FRANZISKA
(so laut, daß es von den gefliesten Wänden hallt)
Du darfst nicht glauben, daß ich meinen Mann nicht
liebe, auch wenn das vielleicht vorhin so geklungen
hat.
ELKE
Nö, hat es nicht.
Sie zieht den rechten Handschuh aus, und reibt über die Tätowierung an ihrem
Handgelenk.
ELKE
Das war unser Ehering. Wir hatten beide genau
dieselbe Tötowierung. Die hat uns ein Mann in
Hamburg gemacht. Er ist berühmt, ein richtiger
Künstler.
Sie macht eine kleine Pause.
ELKE
Jetzt ist es ein bißchen unpraktisch, wenn ich mich
für einen Job bewerbe, und die Leute so spießig
drauf sind. Da zupfe ich immer wie verrückt an
meinem Ärmel rum, damit sie es bloß nicht sehen.
Sie springt vom Stuhl und reibt sich die Arme.
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ELKE
Scheißkälte.
Sie geht auf Zehenspitzen zu einem Klo, rafft das Kleid und setzt sich bei
geöffneter Tür auf die Brille.
FRANZISKA
Fehlt er dir sehr?
Sie nickt und stützt das Kinn in die Hände.
ELKE
Manchmal mache ich was total Bescheuertes. Ich
habe noch ein Tonband vom Anrufbeantworter mit
seiner Ansage. Das lege ich manchmal ein, gehe aus
dem Haus in eine Telefonzelle und rufe unsere
Nummer an. Und da ist er dann plötzlich. So eine
ganz tiefe Stimme hat er: Hier ist Michael Waltz
und Elke Kammer. Wir sind im Moment leider
nicht zuhause, bitte hinterlassen Sie uns eine
Nachricht nach dem Pfeifton, wir rufen Sie dann
zurück. Und ich hinterlasse ihm dann eine
Nachricht. Ziemlich daneben, was?
FRANZISKA
Nein, überhaupt nicht.
Sie sieht Franziska an, dann beugt Elke langsam den Kopf und der Schleier
verbirgt ihr Gesicht.
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26A. VISION / LANDSCHAFT 2 - OSBORNESTIER A/T 26A.
Super 8
Wagen Klaus.
Franziska auf dem Beifahrersitz. Sie lacht. Ihre Haare wehen im Wind.
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27. LANDSCHAFT 2 - OSBORNESTIER I/A/T 27.
WIEDER REAL:
Der Beifahrersitz ist leer. Klaus fährt, fingert an seinem Handy herum,
bekommt keine Verbindung, flucht leise vor sich hin „ ganz Spanien ist ein
einziges Funkloch“, hält an.
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28. LANDSCHAFT 2 - OSBORNESTIER A/T 28.
Die Landschaft ist menschenleer.
Klaus geht ein paar Schritte, sucht eine Stelle ohne Funkloch.
KLAUS
(am Handy)
Franzi, verdammt noch mal, geh dran!
Geh dran! Geh an das verdammte Telefon. Du
sollst mit mir reden!
Er kickt enttäuscht Sand hoch, entdeckt dabei eine Damenhandtasche.
Im Auto. Er packt die Handtasche aus und findet:eine Puderdose mit
zersprungenem Spiegel, ein Kinderbuch mit dem Titel "Pu, der Bär", ein
Anleitungsbuch für die Ausbildung von Gehörgeschädigten, Tampons, gelbe,
fotokopierte Zettel, auf denen steht: Ich bin taubstumm und auf Ihre Hilfe
angewiesen. Danke. Soy sordomuda. Gracias por su ayuda. Und die klassische
blaue Seifenblasenflasche.
Am Boden der Tasche liegt ein gelber, zerknüllter Zettel, den er fast übersehen
hätte. Er streicht ihn glatt.
KLAUS
(innere Stimme. liest)
Für Linda. Gegen die Angst:
Unser Leben ist wie ein Blitz am Himmel
wie ein Wasserfall, der den Berg hinunterstürzt.
Vertu nicht deine Zeit.
Wenn du ißt, dann iß.
Wenn du schläfst, dann schlaf.
Wenn du einatmest, atme ein.
Wenn du ausatmest, atme aus.
Klaus atmet übertrieben ein und aus, schüttelt den Kopf, sieht sich um. Aber
keine Spuren deuten auf die Besitzerin hin. Die Straße vor und hinter ihm ist
leer. Er öffnet die kleine blaue Flasche, bläst Seifenblasen in die Luft, bis das
Auto voller Seifenblasen ist.
KLAUS
Für Linda...gegen die Angst....
Er packt alles wieder ein in die Tasche und wirft sie aus dem Fenster zurück in
die Landschaft.
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29. LANDSCHAFT 2 - OSBORNESTIER A/T 29.
Als Klaus wieder in den Rückspiegel sieht, sieht er dort wie eine Fata Morgana
einen alten Mann die Straße entlangkommen. Plötzlich fällt der alte Mann um.
Klaus kneift die Augen zusammen, startet das Auto, wendet. JUAN, der alte
Mann, liegt auf der Straße. Er hat nur einen kleinen Rucksack dabei. Klaus steigt
aus, geht zu ihm. Hockt sich neben ihn. Der alte Mann reagiert nicht.
KLAUS
Que pasa?
Juan sieht ihn verwirrt und unglücklich an.
KLAUS
Tu estas bien? ... no hablo mucho espanol ...
Juan mustert ihn.
JUAN
Deutscher?
KLAUS
Ja. Sind Sie okay?
JUAN
Okay? Nichts ist okay.
Klaus hockt sich neben ihn.
KLAUS
Kann ich Ihnen irgendwie helfen?
JUAN
Nein.....mir kann niemand helfen.
KLAUS
So schlimm?
JUAN
Noch schlimmer.
Ein LKW nähert sich.
KLAUS
Sie sollten von der Straße runterkommen...
Er versucht, Juan am Ärmel zu ziehen, aber er wehrt ihn ab.
JUAN
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Nur wenn Sie mir einen wirklich guten Grund
sagen.
Der LKW nähert sich bedrohlich..
KLAUS
Ich weiß keinen. Am liebsten würde ich mich
nämlich neben Sie legen.
Juan richtet sich auf.
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30. STRASSE /WAGEN KLAUS A/I/T 30.
Klaus beobachtet Juan aus dem Augenwinkel. Juan zittert, obwohl die Sonne
scheint. Klaus nimmt eine rote, alte Decke vom Rücksitz und gibt sie Juan, der
sie dankend entgegennimmt.
Klaus deutet auf den kleinen Rucksack.
KLAUS
Ist das alles, was Sie dabeihaben?
Juan mustert ihn, dann packt er den Rucksack aus. Er hat nichts weiter drin als
eine Urne. Klaus erschrickt.
KLAUS
Das ist ja ‘ne Urne.
JUAN
Meine Frau, sie ist vor drei Tagen gestorben.
KLAUS
Ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
JUAN
Ja, das ist so bei euch Deutschen. Ihr wißt immer
nicht, was ihr sagen sollt.
Lo siento, sagt man, lo siento, senor.
KLAUS
Lo siento, senor.
JUAN
Meine Frau war auch Deutsche. Sie hat Deutschland
immer vermißt ...Den Regen und das Grün ... die
Farbe Grün hat sie vermißt wie einen Menschen ...
grün, wie ich dich liebe, grün ...
KLAUS
Verde, que te quiero verde ...
JUAN
(erstaunt)
Das kennen Sie?
KLAUS
Garcia Lorca. Verde viento, verdes ramas ...
JUAN
El barco sobra la mar ...
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KLAUS UND JUAN
... y el caballo en la montana ...
Sie lächeln sich an.
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31. BAR I/N 31.
Eine klassische spanische Bar.
Es ist laut, es wird getrunken und gegessen, Kinder springen herum, ein paar
Frauen stehen an der Bar, die Männer erzählen große Geschichten.
Linda steht an einem Glücksspielautomat. Sie sieht Juan und Klaus
reinkommen.
Die beiden bestellen ein Bier. Juan - immer noch in die rote Decke von Klaus
gehüllt - stellt vorsichtig seinen Rucksack auf einem Barhocker ab. Klaus sieht
sich neugierig um. Lindas Blick und sein Blick treffen sich. Sie lächelt ein wenig,
sieht weg, - das alte Spiel.
Klaus und Juan bekommen ihr Bier.
Linda kommt auf Klaus zu, holt aus ihrem Ausschnitt den gelben Zettel, auf dem
steht, daß sie taubstumm ist und sieht Klaus abwartend an. Klaus starrt sie an.
KLAUS
Linda? Bist du Linda ?
Linda sieht ihn erschrocken an. Klaus gestikuliert, um sich ihr verständlich zu
machen.
Linda dreht sich abrupt um und läuft auf den Ausgang zu.
KLAUS
(ruft)
Linda! Linda!
Linda dreht sich nicht um. Klaus stürzt hinter ihr her.
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32. STRASSE VOR BAR A/N 32.
DÄMMERUNG für NACHT
Klaus sieht, wie Linda auf die gegenüberliegende Straßenseite läuft, ihr dünnes
Sommerkleid weht wie ein Segel, sie hält den Daumen raus, und schon hält ein
Auto neben ihr.
Ein Mann (Bodo) allein am Steuer. Sie steigt ein. Mit quietschenden Reifen
schießt der Wagen davon und verschwindet wie ein Komet in der Dunkelheit.
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33. STRASSE / WAGEN BODO I/A/N 33.
Linda sitzt im Wagen und gleitet durch die dunkle Nacht. Nur der weiße
Mittelstreifen auf der Straße ist zu sehen.
LINDA
(innere Stimme)
Ich wünschte, ich hätte meine Handtasche nicht in
die Wüste gepfeffert. Mit meiner Handtasche sähe
ich einfach seriöser aus. Er sieht nett aus, nicht wie
ein Spinner... hat Geld...aber das hier ist ein
Mietwagen...wo fährt er wohl hin? Zu seiner
Familie? Zu seiner spanischen Freundin? Oder
Geschäftsreise?
BODO
Ich mag unabhängige Frauen ohne Gepäck. Die
meisten trauen sich keinen Schritt aus dem Haus
ohne mindestens vier Koffer, tonnenweise Make-up
und möglichst noch das Telefon. Wieso haben Sie
gar nichts dabei? Noch nicht mal ‘ne Handtasche?
Linda schweigt.
BODO
Oder ‘n Handy. Ohne Handy ist man doch fast kein
Mensch mehr, was?
Linda schweigt.
BODO
Ich verstehe diese Sucht nicht, überall erreichbar
sein zu wollen. Von überall her quatschen zu
wollen. Das ist doch schlimm, oder? Hey, sind Sie
stumm?
Linda sieht ihn an.
LINDA
(guckt dann aus dem Fenster)
Ich finde es schlimm, wenn man ein Telefon hat,
und es ruft keiner an.
Er lacht.
BODO
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60
Ich bin froh, daß ich Sie mitgenommen habe.
Eigentlich wollte ich lieber allein sein, aber Sie
sahen so verletzlich aus in Ihrem dünnen Kleid.
Haben Sie gar keine Angst?
Linda zuckt die Schultern und sieht aus dem Fenster.
Draußen ist die Landschaft so schwarz, als hätte jemand einen Vorhang vor die
Landschaft gezogen.
Der Vorhang macht aus dem Fenster einen Spiegel, in dem sich Linda sieht.
Bodo fährt plötzlich von der Straße ab in die pechschwarze Dunkelheit und bleibt
stehen. Linda sieht ihn mißtrauisch an.
BODO
Kurze Pinkelpause.
Er steigt aus und geht durch den Lichtkegel der Scheinwerfer ins Dunkle.
LINDA
(off)
Oh, Scheiße. Aber der ist kein Spinner ... ich kann
das doch riechen ... der ist nicht verrückt ... das
glaube ich einfach nicht ...oh, bitte, bitte
nicht...mich
würde hier nie jemand finden...ich würde hier
unter nem Busch verrotten..... keiner wüßte, wer
ich bin ... ohne meine Handtasche ...meine Mutter
würde es nie erfahren... Könnte doch auch sein,
daß wir beide füreinander bestimmt sind...er und
ich..für immer..man kann das doch nie wissen...wo
bleibt er bloß?
Bodo kommt zurück ins Scheinwerferlicht, einen verstaubten Rosenstrauß in der
Zellophanhülle in der Hand. Er grinst wie ein schüchterner Tanzstundenpartner,
steigt ins Auto, hält Linda die Rosen hin.
BODO
Da. Habe ich gefunden.
LINDA
Mir hat noch nie jemand Rosen geschenkt.
BODO
Dann wird´s aber höchste Zeit.
Linda lächelt schüchtern, nimmt die Blumen, bedankt sich. Pause.
Bodo gähnt.
BODO
Wenn es Ihnen recht ist, halten wir in einem Hotel
und fahren morgen weiter.
Gratis Download: http://www.Zweitausendeins.de
61
LINDA
(betont gleichgültig)
Ich habe kein Geld.
BODO
Ich lade Sie ein.
Gratis Download: http://www.Zweitausendeins.de
62
34. BAR I/N 34.
Klaus wieder in der Bar.
Ungefragt stellt der Wirt ein weiteres Bier auf die Theke. Juan liest den Zettel
aus Lindas Handtasche laut vor.
JUAN
UNSER LEBEN IST WIE EIN BLITZ AM
HIMMEL, WIE EIN WASSERFALL, DER DEN
BERG HINUNTERSTÜRZT.
VERTU NICHT DEINE ZEIT ...
KLAUS
Sehen Sie, genau das ist mein Problem. Ich weiß
nicht, was ich will. Ich weiß nicht, wie ich leben
soll. Ich lasse Gummibärchen über mein Leben
entscheiden...
Sie sehen beide auf die Urne im Rucks




hab ich das jetzt wirklich gesagt, oder nur gedacht, hab ich gesprochen, haben die mich gehört.


Zenzi Rules


Du bist doch kein Portugiese

Franz Gundolf Löffler Offline

Vorbild

Beiträge: 245

30.10.2009 20:24
#2 RE: Drehbuch Antworten

Bub Zenzi, Sie sind doch nicht ganz bei Trost! Wer soll Ihr epochales Machwerk denn lesen? Oder wer will sich von so einer Schmonzette sich den Augenkrebs holen?

Könnte der unredliche Depp seinen Mund zur rechten Zeit halten, könnte man ihn sogar für Klug halten.

JimPanse Offline




Beiträge: 688

30.10.2009 23:42
#3 RE: Drehbuch Antworten

augenkrebs ist besser, als deine krankheiten

---------------------------------------------------
Liebe: Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.

Franz Gundolf Löffler Offline

Vorbild

Beiträge: 245

03.11.2009 19:31
#4 RE: Drehbuch Antworten

Bub, ich dachte Sie wollten hier von uns Abschied nehmen? Nun, leider laichen Sie Ihren Sermon immer noch ab. Ein redlicher Mensch mag zwar gewisse körperliche Gebrechen aufweisen, aber nicht die geistigen welche Sie Ihr eigen nennen. Im Falle, daß Sie der irrigen Meinung erliegen bei Ihnen wäre zu eine x-beliebgen Zeit ein Gedankengang enttstanden wäre kann ich Sie trösten, es war nur eine Blähung!

Könnte der unredliche Depp seinen Mund zur rechten Zeit halten, könnte man ihn sogar für Klug halten.

Zenzi Offline




Beiträge: 705

03.11.2009 20:45
#5 RE: Drehbuch Antworten

na deine hirnblähungen, also geistigen dunnschiss möchte ich nicht haben, fräulein löffler




hab ich das jetzt wirklich gesagt, oder nur gedacht, hab ich gesprochen, haben die mich gehört.


Zenzi Rules


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Franz Gundolf Löffler Offline

Vorbild

Beiträge: 245

10.11.2009 17:57
#6 RE: Drehbuch Antworten

Bub Zenzi, dewn Silch den Sie von sich geben ist einfach epochal. Ein vollkommen ausgebildetes Gehirn wie das meine ist nicht in der Lage seine Dimensionen zu ändern. Ihr Hirn könnte die Größe einer Erbse nach einer Hirnblähung annehmen. Sie sollten weniger der Ipsation frönen, damit Ihr Ganglion nicht zu sehr leidet.



Gehirn-Experte, Franz Gundolf Löffler

Könnte der unredliche Depp seinen Mund zur rechten Zeit halten, könnte man ihn sogar für Klug halten.

Derderimmerrummeckerntut Offline




Beiträge: 1.265

10.11.2009 20:32
#7 RE: Drehbuch Antworten

Ich zitiere:

Könnte der unredliche Depp seinen Mund zur rechten Zeit halten, könnte man ihn sogar für Klug halten.

........................................
Der geilste und der schönste hier

Franz Gundolf Löffler Offline

Vorbild

Beiträge: 245

11.11.2009 18:55
#8 RE: Drehbuch Antworten

Bub, wie recht Sie doch haben!

Könnte der unredliche Depp seinen Mund zur rechten Zeit halten, könnte man ihn sogar für Klug halten.

Derderimmerrummeckerntut Offline




Beiträge: 1.265

11.11.2009 19:04
#9 RE: Drehbuch Antworten

sag ich doch...

........................................
Der geilste und der schönste hier

JimPanse Offline




Beiträge: 688

12.11.2009 11:36
#10 RE: Drehbuch Antworten

sign... so schwer war es ja nun auch nich

---------------------------------------------------
Liebe: Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.

Zenzi Offline




Beiträge: 705

12.11.2009 21:14
#11 RE: Drehbuch Antworten

ein wunder das der alte depp fgl mal wieder hier tätig ist,
echt jetzt eine glanzleistung

aber was mit seinen verbalen ausscheidungen so los ist, pfui sag ich da nur




hab ich das jetzt wirklich gesagt, oder nur gedacht, hab ich gesprochen, haben die mich gehört.


Zenzi Rules


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Jachwe Offline




Beiträge: 279

16.11.2009 15:03
#12 RE: Drehbuch Antworten

Zenzi sei mir behilflich um was geht es denn?

Tut Buse damit Ihr einfahren könnt.
ÄÄÄ wo bin ich eigentlich hier?

Franz Gundolf Löffler Offline

Vorbild

Beiträge: 245

16.11.2009 17:31
#13 RE: Drehbuch Antworten

Wenn Sie ein redlicher Mensch mit einem gewissen Denkvermögen wären müssten Sie diese Frage nicht stellen. Aber stellen Sie nur Fragen die Ihnen keiner der unredlichen Deppen hier im Forum beantworten kann.


Ihr Vorbild und Mentor, Franz Gundolf Löffler

Könnte der unredliche Depp seinen Mund zur rechten Zeit halten, könnte man ihn sogar für Klug halten.

Zenzi Offline




Beiträge: 705

16.11.2009 22:41
#14 RE: Drehbuch Antworten

lol, fgl du bist echt der worst case unter allen.

natürlich kann ich die frage beantworten und werde das auch tun.




hab ich das jetzt wirklich gesagt, oder nur gedacht, hab ich gesprochen, haben die mich gehört.


Zenzi Rules


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Jachwe Offline




Beiträge: 279

17.11.2009 15:18
#15 RE: Drehbuch Antworten

In Antwort auf:
Wenn Sie ein redlicher Mensch mit einem gewissen Denkvermögen wären müssten Sie diese Frage nicht stellen. Aber stellen Sie nur Fragen die Ihnen keiner der unredlichen Deppen hier im Forum beantworten kann.



Lieber Bub Löffelbisquit,

eigentlich hätte ich Lust dir deinen Kopf solange unterwaaser zu drücken bis er weich wird, aber da du eh nur ein
weiches, nasses, Toastbrot, als Hirn besitzt, hat sich das ja erübrigt.
gell

Tut Buse damit Ihr einfahren könnt.
ÄÄÄ wo bin ich eigentlich hier?

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